Vom Hashtag zur Marke zum Kollektiv

Schon vor der Gründung hatte ich verstanden, dass Sichtbarkeit ein ganz wichtiger Baustein ist. Das gilt nicht nur für aufstrebende Gründer*innen, sondern natürlich auch für das Thema Barrierefreiheit an sich. Auch jetzt in 2025 ist es noch so, dass viele Barrieren unwissentlich aufgebaut bzw. nicht verhindert werden – schlichtweg, weil die Planenden weder im Studium noch im Alltag Berührungspunkte zu Inklusion haben.

Um also direkt von Anfang an für Sichtbarkeit zu sorgen, meldete ich mich im Februar 2020 bei Twitter und Instagram an. Durch die beginnende Corona-Pandemie standen jedoch erst mal andere Themen im Vordergrund. Statt selber aktiv zu werden, nutzte ich insbesondere Twitter zum Lernen und Verbinden mit anderen Gleichgesinnten. Was für ein angenehmer Ort dieses Netzwerk doch vor 5 Jahren noch war!

Da sich ein Großteil des täglichen Lebens fortan online abspielte, gab es auch die Möglichkeit, mit sehr vielen unterschiedlichen Lebensrealitäten in Kontakt zu kommen. Das war ein enormer Schub für mein Verständnis von Barrierefreiheit, denn bis zu diesem Zeitpunkt war auch ich nur ganz selten mit behinderten Menschen ins Gespräch gekommen. Inklusion war im ländlichen Thüringen der Jahrtausendwende leider nicht wirklich ein Thema.

Während der Twitter-Zeit entstand auch die erste Version von #EineBarriereWeniger. Unter diesem Hashtag teilte ich dort und in meinem Newsletter regelmäßig einfache Tipps, mit denen man Barrieren abbauen kann. Und weil das Netzwerk mittlerweile gewachsen war, beteiligten sich auch andere an dieser Sammlung. Damit war klar: das Prinzip funktioniert und trifft einen Nerv.

Übrigens war die Idee anscheinend sogar so gut, dass sich kurz darauf eine sehr große Sozialorganisation mit eigener Lotterie daran ein Beispiel nahm und ein annähernd gleichlautendes Förderprogramm ankündigte. Irgendwas scheint also dran zu sein. Denn natürlich wissen wir alle, dass Barrierefreiheit alle Lebensbereiche betrifft, viel zu lange ignoriert wurde und daher ein Haufen Arbeit ist. Doch letztlich zählt nur eins: den nächsten Schritt zu gehen. Und weil ich davon so überzeugt bin, ist #EineBarriereWeniger seit 2024 geschützt und als Marke eingetragen.

Lieber kollegial als selbst und ständig

Aber bevor ich zum gleichnamigen Kollektiv komme, will ich noch mal kurz die Zeit zwischen der Twitter-Anmeldung und heute zusammen fassen. Die Selbständigkeit lief vor allem nebenher – neben der Anstellung beim nachhaltigen Architekturbüro Spreeplan Projekt und dem Alltag als Papa. Nach und nach kamen verschiedene Aufträge, die von der Erfassung baulicher Barrieren vor Ort bis zu Vorträgen und Sensibilisierungs- oder Weiterbildungs-Workshops reichten.

Mehr und mehr kristallisierte sich mein eigenes Selbstverständnis heraus: ich will mitarbeiten, meine Expertise einbringen und andere in ihrer Arbeit unterstützen. Als Bauingenieur*in ist es recht üblich, sich auf ein bestimmtes Fachgebiet zu spezialisieren. Klassiker sind dabei Statik, Brandschutz oder TGA-Planung. Genau das wollte ich auch machen. Dass es keinen anderen Bauingenieur mit Spezialisierung auf Barrierefreiheit gibt? Egal!

Ohnehin wurde Barrierefreiheit lange als ein Thema betrachtet, das von Architekt*innen und anderen am Bau Beteiligten so nebenher miterledigt werden kann. Doch mittlerweile ist klar: die Bedeutung steigt, die Anforderungen werden verschärft und die Nachweispflichten umfangreicher. Barrierefreiheit ist kein Zusatz, kein nice to have, sondern Qualitätsmerkmal einer ausgereiften und nachhaltigen Planung. Also auch ein wunderbares Feld, um sich als Bauingenieur so richtig „rein zu nerden“. Und ja, ich trage auch ganz gern mal die charakteristischen Karo-Hemden meiner Zunft.

Inzwischen stecke ich so tief im Thema drin, dass ich als Teil des Normenausschusses an der Überarbeitung der DIN 18040 mitarbeite und regelmäßig Seminare rund um bauliche Barrierefreiheit anbiete. Darüber hinaus bringe ich mich entweder punktuell oder in Form einer längerfristigen Projektbegleitung als Fachplaner für Barrierefreies Bauen ein. Genau so, wie man sich also eine Statikerin oder einen Brandschutzplaner ins Projektteam holt, werde ich immer dann hinzugezogen, wenn ein besonders aufmerksamer Blick auf Barrierefreiheit gefragt ist. In meiner Vorstellung hat sich dafür das Bild eines Kollegen gefestigt, zu dem man an den Schreibtisch geht, wenn man nur mal eine kurze Frage hat. Deswegen biete ich diese Leistungen auch weiterhin als Dein Kollege für Barrierefreiheit an.

Gemeinsam geht’s leichter

Nach 5 Jahren Selbständigkeit ist jedoch klar, dass das keine Aufgabe ist, die man auf Dauer allein bewältigen kann. Und genau dafür bietet #EineBarriereWeniger jetzt den notwendigen Rahmen. Als Untertitel gehört „KOLLEKTIV FÜR INKLUSIVE ARCHITEKTUR“ dazu. Das ist bewusst in Großbuchstaben gehalten, um zwei Varianten zu eröffnen: kollektiv als Adjektiv und Kollektiv als Substantiv.

Dass ich mich als Kollege sehe, hängt vor allem auch damit zusammen, dass mir meine eigenen Grenzen bewusst sind. Bei Barrierefreiheit kenne ich mich bestens aus, bei vielen anderen, ebenso wichtigen Themen, ist das jedoch anders. Aber deshalb baut man ja schließlich auch nicht allein, sondern im Team. Man hat ein gemeinsames Ziel und setzt die individuellen Fähigkeiten ein, dieses Ziel zusammen zu erreichen. Noch stärker beschriebt dieses an-einem-Strang-Ziehen für mich das Wort Kollektiv. Jeder Bestandteil ist wichtig, doch nur in Summe entstehen die besten Ergebnisse.

Mit #EineBarriereWeniger soll beides erreicht werden: zu zeigen, dass gemeinsam – also kollektiv – mit anderen externen Projektbeteiligten das gleiche Ziel angestrebt wird. Und selber einen Raum zu bieten, in dem gleichgesinnte Menschen zusammengebracht werden, die sich für Barrierefreiheit einsetzen – als Kollektiv.

Falls Du Lust hast, dich auch kollektiv im Kollektiv einzubringen, gibt es dafür verschiedene Möglichkeiten: mit minimalem Aufwand kannst du den Podcast weiterempfehlen oder auf LinkedIn und Instagram unter #EineBarriereWeniger Inhalte liken, kommentieren und teilen. Wenn du selbst im Bau-Bereich aktiv bist und in deinen Projekten Barrierefreiheit umsetzen willst, schreib mir einfach mal eine E-Mail an Martin@EineBarriereWeniger.de! Und auch von allen anderen, die sich für Barrierefreiheit egal in welchem Bereich einsetzen, freue ich mich auf Nachrichten.

Wir hören uns,
Ciao!

Schreibe einen Kommentar